Mittwoch, 31. Dezember 2014

PEGIDA - Aufstand der Schlechtmenschen

Es gibt viel, worüber man sich in Deutschland aufregen könnte. Die Lobbypolitik der Regierung. Unausgegorene Handesverträge. Die Herunterwirtschaftung der Energiewende. Die stetige Umverteilung von unten nach oben, und die zunehmende Armut.

Aber weswegen gingen die Wutbürger in den letzten Monaten auf die Straße? Wegen dem "Islamismus".

"Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" - das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Nun gut, Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Einwanderungswelle erlebt - aber das hat es auch schon in früheren Jahrhunderten gegeben. Im 19. Jahrhundert kamen sehr viele Polen ins Ruhrgebiet. Im 17. Jahrhundert kamen viele religiöse Flüchtlinge aus Frankreich - unter anderem in meine Heimatstadt Erlangen, die dadurch erst zu einer richtigen Stadt wurde. Und in früheren Jahrhunderten gab es noch weitaus mehr Völkerwanderungen - und ihre Nachfahren gelten nun alle als Deutsche. Genauso wird es mit den Nachfahren der jüngeren Einwanderer in ein paar Generationen sein. Daß sie freitags in die Moschee gehen (oder auch nicht) statt sonntags in die Kirche (oder auch nicht) - wen kümmert das? Was ist hier die Bedrohung?

Klar, es gibt ein paar Moslems, die sich einigen radikalen Splittergruppen anschließen, welche meinen, daß Gewalt eine echt tolle Sache ist, um ihre dubiosen Ziele durchzusetzen. Aber es gibt auch einige Deutsche, die sich aus äquivalenten Gründen den Neonazis anschließen - darf man aber deswegen alle Deutsche verurteilen? Ich denke nicht.

Wozu also dieses "gegen die Islamisiserung", das im Namen von PEGIDA steckt? Was sagt denn das PEGIDA-Positionspapier dazu?

"10. PEGIDA ist FÜR den Widerstand gegen eine frauenfeindliche, gewaltbetonte politische Ideologie aber nicht gegen hier lebende, sich integrierende Muslime!"

Okay, was versteht Pegida unter "sich integrierende Muslime"? Reicht es aus, wenn sich die Muslime genauso gut an deutsche Gesetze und Grundgesetz halten, wie es der Rest der deutschen Bevölkerung tut? Toll - das dürfte die absolute Mehrheit der deutschen Muslime sein. Problem gelöst - ihr könnt aufhören zu demonstrieren!

Aber ich habe irgendwie den Verdacht, daß dass den PEGIDA-Anhängern nicht reichen wird. Wer definiert, was "gut integriert" ist?

Mir erschleicht sich hier der Verdacht, daß der muslimischen Bevölkerung Deutschlands hier etwas aufgedrückt werden soll, was im amerikanischen als "Respectability Politics" bezeichnet wird: Die Mitglieder einer diskriminierenden Mindherheit müssen ständig beweisen, daß sie "respektabel" sind, statt von der Mehrheitsgesellschaft ein bisschen Toleranz gegen Andersartigkeit einzufprdern. Immer "ordentlich" und professionell auftreten, niemals irgendwie beunruhigend wirken, und niemals, niemals, irgendeinen Fehler machen.

Und trotzdem wird es wahrscheinlich vielen PEGIDA-Anhängern nicht reichen. Das "Positionspapier" wurde erst spät erstellt, und wer sich etwas genauer auf der PEGIDA-Facebook-Seite umschaut, dem fällt als Grundtenor vor allem eines auf: Die Furcht und Abneigung gegenüber dem Fremden.

Womit wir zum Thema "Patriotismus" kommen. Ich sehe mich selber als Patrioten - ich will das beste für mein Land. Und das Beste für Deutschland ist, wenn die Einwanderer - die dieses Land dringend benötigt, wenn es nicht einen demografischen Kollaps wie Japan erleiden will - sowie ihre Kinder und Kindeskinder sich hier wirklich beheimatet fühlen - gleichberechtigt und akzeptiert als Mitbürger.

Ich habe Einwanderer und Kinder von Einwanderern als Freunde, Kollegen, und sogar als Vorgesetze. Sie sind genaus Teil von Deutschland wie ich, und ich will, daß das anerkannt wird. Und deswegen werde ich auch wieder zur nächsten Gegendemo gehen.

Ansonsten: Guten Rutsch!